Buchstaben: sexy wie nie zuvor
Sie umzingeln uns überall. Beim täglichen Zeitunglesen, in der Mode, auf der Strasse, im Möbelgeschäft oder sogar in der Suppe. Buchstaben sind allgegenwärtig und haben fast schon den Status eines Liebhaberobjektes erlangt. Doch woher kommen die Buchstaben eigentlich? Eine Entdeckungsreise von A bis Z.
A wie Anfang
Die Höhlenmalerei gilt als Vorstufe der Schrift. Mit einfachen Zeichnungen stellten die Höhlenmenschen Gegebenheiten und Gegenstände dar, um sich zu verständigen. Durch das Vereinfachen der Zeichnungen entwickelte sich die Bilderschrift. Dazu gehören die sumerische Keilschrift, die ägyptischen Hieroglyphen und die Chinesische Schrift. Diese sogenannten Schrift-Urschöpfungen gehen bis ins 3. oder 4. Jahrtausend vor unserer Zeit zurück. Man staune, wie viel Zeit seither vergangen ist …
Die phönizische Konsonantenschrift gilt als Vorläuferin der griechischen Alphabetschrift, in der erstmals Konsonanten und Vokale konsequent angewendet wurden. Die Ausbildung der griechischen Alphabetschrift ist der letzte elementare Schritt der Schriftentwicklung. In der Bedeutung der Zeichen hat sich grundsätzlich nichts mehr verändert. Die bedeutendste Veränderung besteht in der allmählichen Entwicklung von den Grossbuchstaben- zu den Kleinbuchstaben-Schriften. Bemerkenswert ist, dass wir gerade einmal mit 26 Buchstaben klarkommen. Die Japaner hingegen kennen rund 2000 Zeichen.
E wie Epochen
Nach dem Zeitalter der ursprünglichen Schriftformen folgten zahlreiche weitere Epochen mit Schrift-Juwelen. Diese möchte ich jedoch nicht im Detail erläutern, sondern mit Bildern visualisieren. Anhand dieser Galerie kann man die einzelnen Schrifttypen schön miteinander vergleichen. Ob eindeutig, schwungvoll oder kontrastreich – die Entwicklung der Schrift hat einiges zu bieten.
T wie Trend
Anhand des Exkurses in die Schriftgeschichte lässt sich der Trend zum Handlettering ableiten. Beim Handlettering geht es darum, Schriften selber zu zeichnen, zu verzieren, zu kombinieren und zu gestalten. Der Kreativität und den Kombinationen sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Dabei beruhen die Gestaltungen aber immer auf den Grundformen der Buchstaben, die wir aus der Schriftgeschichte kennen. Man greift auch wieder zu Feder, Pinsel und anderem Schreibmaterial, um den einzelnen Buchstaben ihren einzigartigen Charakter zu verleihen. «Back to the roots!» ist angesagt.
Ü wie Übung macht den Meister
In der Euphorie eines Trends probiert man immer gerne selber aus. Doch Vorsicht vor Enttäuschungen. Handlettering bedeutet üben, üben, üben. Das heisst auch verschiedenes Schreibmaterial testen und Buchstaben Kombinationen auf viele Arten ausprobieren, abändern, wegwerfen und wieder von vorne anfangen. Dabei ist es natürlich auch erlaubt, einmal ein bestehendes Design nachzuzeichnen :-).
Z wie zum Schluss
Mit dem Trend zum Handlettering sind auch Buchstaben irgendwie wieder total sexy. Wir haben es nicht mit «einfachen», abgetippten Buchstaben zu tun, sondern mit Kreationen, die mit viel Charme gezeichnet wurden. Es entsteht eine schöne Verbindung zum Ursprung unserer Schriften – und doch sind sie sehr eigenständig. Für Titelgestaltungen und Eyecatchers ist es perfekt, Buchstaben zu inszenieren. Für Lesetexte eignet sich diese Form natürlich weniger. Darauf gehe ich in meinem nächsten Blogbeitrag ein.
2 Kommentare
Sehr Spannend !
Teilen Sie uns Ihre Meinung mit
Ein Artikel, der ernsthaften Layoutern richtig gut tut. Schade nur, dass darin zwischen E (Epochen) und T (Trend) die ganze Bandbreite der Renaissance- und Barock-Schriften fehlt. Denn dort schiessen die heutigen Designer die gröbsten Böcke - und verraten damit ihr fehlendes Fundament für eine lesergerechte Typografie. Aber vielleicht hat Melanie Gerber dieses Typo-Epochen ja schon als Thema für ihren nächsten Post vorgesehen ...