Korrigieren, Redigieren, Lektorieren –
so wird in der Textwerkstatt gearbeitet
In Korrektoraten werden Texte geprüft. Immer auf Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichenfehler (Korrigieren), idealerweise auch auf Stil und inhaltliche Konsistenz (Redigieren). Und dann gibt es noch den feinen Unterschied zwischen Redigieren und Lektorieren, der aber im Korrekturalltag immer mehr verblasst.
Unterscheiden ist schwierig
Sie meinen Korrekturlesen, sagen aber Lektorieren. Das Team wird als Lektorat vorgestellt, ist aber ein Korrektorat. Viele Leute differenzieren nicht so genau, wenn es um Dienstleistungen geht, die Korrigierstuben ausüben. Diese Erfahrung machen wir hier im Korrektorat bei Brunner Medien auch. Wir nehmen das aber niemandem übel, denn für Aussenstehende ist es ziemlich spitzfindig, Korrigieren vom Lektorieren zu unterscheiden. Wer die Dienstleistung eines Korrektorats in Anspruch nimmt, hat in erster Linie einfach die Haltung, es wäre gut, wenn noch jemand über einen Text schaut, bevor er öffentlich geht. Eine kluge Einstellung, finde ich. Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, welchen Diskussionsstoff fehlerhafte Texte abgeben können.
Es ist an uns Fachpersonen, die Kunden auf die feinen Unterschiede der verschiedenen Dienstleistungen aufmerksam zu machen, die in Korrektoraten erbracht werden. Wir können ihnen dann diese einfache Zusammenstellung zeigen.
Sie verdeutlicht: Redigieren ist mehr als Korrigieren. Wir greifen anders in einen Text ein, weil wir mit der Optimierung des Stils auch die ästhetische Komponente von Texten miteinbeziehen. Zudem steigt auch der zeitliche Aufwand.
Lektorieren ist gemäss dieser Tabelle noch eine Stufe mehr als Redigieren. Die Überprüfung und Korrektur inhaltlicher Bezüge bedeutet einen stärkeren Eingriff in einen Text und kann nicht mehr ohne Einbezug des Autors oder der Autorin erfolgen. Lektorate sind darum in Verlagen angesiedelt. Eine Lektorin überprüft eingereichte Manuskripte, sollte imstande sein, Erfolgschancen eines Textes abzuschätzen, bespricht zusammen mit der Verlagsleitung die Eignung fürs Verlagsportfolio, ist Sparringspartnerin und Beraterin für den Autor, wenn das Buchprojekt realisiert wird.
Redigieren und Lektorieren gehören zusammen
Das ist die eine, man könnte auch sagen klassische Sicht. Sie trifft sehr wohl auf Verlage zu. Nehmen wir aber eine «alltäglichere» Perspektive ein, stellen wir fest, dass die Unterscheidung zwischen Redigieren und Lektorieren mehr und mehr verblasst. Eine nachvollziehbare Entwicklung, wie das folgende Beispiel aufzeigt.
Wir werden von einem Kunden beauftragt, einen Text zu redigieren. Er wünscht sich mehr als nur das Ausbessern von Rechtschreibfehlern. Er möchte, dass wir auch die Formulierungen unter die Lupe nehmen und am Ende ein gut verständlicher, professionell geschriebener Text vorliegt. Der Auftrag lautet also: redigieren. Um den Text nun stilistisch zu optimieren, kommen wir nicht umhin, neben Satzkonstruktionen und Satzlängen auch die Satzlogik zu überprüfen. Wir versetzen uns in die Leserinnen und Leser und messen die Qualität des Textes auch daran, dass er logisch aufgebaut ist und verstanden wird. Wir achten beispielsweise darauf, dass keine Informationen übersprungen werden und dass fachsprachliche Ausdrücke erklärt sind, wenn die Zielgruppe eher breit definiert ist. Kurz und gut, wir lektorieren auch. Professionelles Redigieren geht heute nicht mehr ohne gleichzeitiges Lektorieren.
Dieses Ineinanderfliessen ist der Grund, warum Korrektorate sich heutzutage meist darauf beschränken, die zwei Dienstleistungen «Korrektorat» und «Lektorat» anzubieten. Mit Lektorat meinen sie dann nicht das Überprüfen von Manuskripten, sondern professionelles Redigieren.
Korrigieren – Fehler ausmerzen
Das Korrektorat beinhaltet im Einzelnen folgende Dienstleistungen:
- Rechtschreibung: Überprüft wird das Einhalten der Rechtschreibung, wie sie aktuell amtlich geregelt ist. Rechtschreibwörterbücher wie der Duden halten diese Regeln fest. Korrigiert werden fehlende, zu viele oder falsch angeordnete Buchstaben, Gross-/Kleinschreibung, Getrennt-/Zusammenschreibung, Verwendung von Apostroph und Bindestrich bei Zusammensetzungen.
- Grammatische Richtigkeit: Die Kontrolle der Grammatik ist ein weites Feld. Einige Stichworte: Konjugation (Flexion) von Verben, Deklination von Wörtern nach Fall (Kasus), Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus), Steigerung von Adjektiven und Adverben (Komparation), korrekte Satzstellung (Syntax).
- Zeichensetzung: In erster Linie ist hier die Kommasetzung Gegenstand der Prüfung. Weiter gehört aber auch die Anwendung von Gedankenstrich, Doppelpunkt, Strichpunkt, Fragezeichen, Ausrufezeichen, Klammern, Anführungs-/Schlusszeichen oder Klammern dazu.
- Silbentrennung: Hier wird überprüft, ob Wörter korrekt getrennt sind.
- Wortwahl und Vollständigkeit: Angezeichnet und ersetzt werden Wörter, die falsch verwendet werden. Zudem geht es darum, fehlende Wörter zu ergänzen und doppelte zu streichen.
- Typografie: Gecheckt wird insbesondere, ob die Wortabstände und der Zeilenumbruch stimmen.
Redigieren – Texte optimieren
In einem Lektorat werden Texte redigiert. Es beinhaltet im Einzelnen folgende Dienstleistungen:
- Alle Punkte, die bereits im Korrektorat geprüft und korrigiert wurden.
- Sprachstil: Formal korrekte Texte werden auch ästhetisch optimiert. Das kann heissen, dass Formulierungen angepasst werden, wenn sie Sätze unnötig verlängern oder verkomplizieren. Weiter wird etwa auf Variation in der Wortwahl geachtet.
- Satzlogik: Vor allem der Satzbau und die Textverknüpfungen werden hier unter die Lupe genommen.
- Inhaltliche Richtigkeit: Textstellen werden markiert, wenn Lücken festgestellt werden, die das Verständnis eines Textes erschweren oder verunmöglichen.
- Gestaltung: Text- und Schriftbild werden überprüft, denn auch das Auge isst mit.
- Wissenschaftlichkeit: In wissenschaftlichen Texten wird auch das korrekte Zitieren und Bibliografieren einer Prüfung unterzogen und die Verzeichnisse werden gecheckt.
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